Politik & Wirtschaft

Es gilt das gesprochene Wort! TOP 40 – Gesetzliche Frauenquote umsetzen

 

Dazu sagt die frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Marret Bohn:

Die gläserne Decke muss durchbrochen werden – wir brauchen eine Frauenquote!

Die Zeit für eine gesetzliche Frauenquote ist reif. Überreif, wenn Sie mich fragen. Es ist nachgewiesen, dass Frauen, ethnische Minderheiten und Homosexuelle eingeschränkte Aufstiegschancen haben.

Das Phänomen nennt sich glass ceiling – gläserne Decke. Es wurde nicht von den Grünen, nicht von der SPD und nicht vom SSW erfunden.

Nein, es wurde in den Wirtschaftswissenschaften und in der Soziologie beschrieben.

Gerade in den Wirtschaftswissenschaften ist die sogenannte gläserne Decke besonders dick. Viel zu dick. Für uns Grüne steht fest: Die gläserne Decke muss durchbrochen werden – wir brauchen eine Frauenquote.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU und FDP. Sie wollen doch nicht etwa der Wirtschaft schaden? Mehr Frauen in Führungspositionen bedeutet mehr Gewinn für die Unternehmen. Das zeigt die Studie „Women matter“ der Unternehmensberatung McKinsey. Und einer Unternehmensberatung wie McKinsey wollen sie doch bestimmt nicht unterstellen, grüne Politik zu machen, oder?

Und es geht noch weiter. Gender Diversity – Vielfalt ist erfolgreich. Vielfalt bei Geschlecht, Alter, Religion. Frauen oder Männer, Jung oder Alt, Christin oder Muslima. Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor für Firmen. Das zeigt eine Studie der Europäischen Union. Oder mit anderen Worten: Gemischte Teams sind erfolgreicher. Das alles sind Erkenntnisse, die wir in einer modernen Gesellschaft berücksichtigen sollten. Auch das spricht dafür, die gläserne Decke zu zerschlagen und eine Frauenquote zu beschließen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Chance für eine verbindliche Frauenquote in Aufsichtsräten von Unternehmen ist letzte Woche in Berlin in den Sand gesetzt worden.

Eins, zwei, drei – Chance vorbei.

So ist das, wenn CDU und FDP regieren. Verantwortlich hierfür ist die Blockadehaltung in der Union. Wie ein gesellschaftspolitischer Dinosaurier beharren sie auf ihre Ideen von gestern. Ich hoffe, sie werden nicht enden wie die Dinosaurier. Dabei höre ich regelmäßig, dass sie moderner werden wollen. Und ihre Gleichstellungspolitik ist bestimmt viel. Aber mal im nordfriesischen Klartext: Modern ist sie nicht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Bundesrat hat im September 2012 mit den Stimmen der rot-grünen Länder dem Gesetzentwurf Hamburgs zur Einführung einer Frauenqoute in börsennotierten Unternehmen zugestimmt.

Zwei unionsgeführte Länder, Saarland und Sachsen-Anhalt, hatten für die erforderliche Mehrheit gesorgt. Das war mutig und das war richtig.

Dieser Gesetzentwurf ist am 18. April im Bundestag beraten worden. Leider war das Ergebnis ernüchternd. Die zarten Hoffnungen, dass sich diesmal etwas ändern könnte, wurden enttäuscht. Die Quote fand keine Mehrheit. Das ist bedauerlich, liebe Kolleginnen und Kollegen. Und um das noch mal klar zu stellen: Die Hälfte ist – da ist die Mathematik nicht parteiisch – 50 Prozent. Wer 20 Prozent oder 30 Prozent anbietet, sollte doch bitte noch mal ganz genau nachrechnen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

eine Mehrheit in der Bevölkerung spricht sich längst für eine Quote in den Führungsgremien von Unternehmen aus.

Als zeitlich begrenztes Mittel, um der Gleichstellung von Frauen in Deutschland auf die Sprünge zu helfen. Das ist pragmatisch, das ist fortschrittlich, das ist der richtige Weg zur Gleichstellung.

CDU und FDP setzten auf Freiwilligkeit bei Fördermaßnahmen in der Wirtschaft. Das ist nicht fortschriftlich, das ist realitätsfremd. Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen und eine Gleichstellungspolitik, die alle Lebensphasen umfasst. In einer der Debatten, ist gestern das Bild einer Bimmelbahn beschrieben worden, der jetzt zum ICE wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Tempo, das sie bei der Frauenquote an den Tag legen, erinnert mich noch nicht mal an eine Bimmelbahn, es erinnert mich an eine Postkutsche. Unternehmensberatungen, die Wissenschaft, die Mehrheit der Gesellschaft – sie alle teilen unserer Einschätzung:

Solange es eine gläserne Decke für Frauen gibt, haben wir faktisch keine Gleichstellung. Deswegen unsere Forderung: Die gläserne Decke muss zerschlagen werden – wir brauchen eine verbindliche, gesetzliche Frauenquote. Lassen Sie uns heute den ersten Schritt dazu gehen. Dafür ist heute, am Girls Day, genau der richtige Tag. Ich würde mich freuen, wenn Sie unserem Antrag alle zustimmen würden.