Politik & Wirtschaft

Kriminalstatistik 2011 – Klaus Schlie: Bilanz insgesamt positiv – Taskforce gegen Jugendkriminalität – Mehr Prävention gegen Wohnungseinbrüche

Innenminister Klaus Schlie hat am Donnerstag (8. März) in Kiel die Kriminalstatistik 2011 für Schleswig-Holstein vorgelegt. „Das Ergebnis ist im Saldo insgesamt positiv“, sagte Schlie. Nach einem Rückgang der Kriminalität im Jahr 2010 um 8,8 Prozent, sanken die Fallzahlen 2011 noch einmal leicht um weitere 0,8 Prozent. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr rund 220.000 Straftaten, die wenigsten Delikte seit zehn Jahren. 75.000 Tatverdächtige wurden ermittelt, darunter 11.000 Ausländer. Deren Anteil nahm um 0,6 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent zu.

Weniger Rohheitsdelikten und einem Rückgang der Gewaltkriminalität stehen mehr Diebstähle und ein leichter Anstieg der Vermögens- und Fälschungsdelikte gegenüber. Knapp die Hälfte aller Straftaten wurde aufgeklärt. Die Aufklärungsquote von 48,2 Prozent nahm im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte ab, dennoch bleibt sie im 10-Jahresvergleich im oberen Drittel.
Nehmen die Diebstähle zu, kommt die Gesamtaufklärungsquote ins Rutschen

Ein Grund, dass 2011 relativ weniger Straftaten aufgeklärt wurden, ist der um zwei Prozentpunkte gestiegene Anteil der Diebstähle an der Gesamtkriminalität. Diebstähle sind nach Aussagen der Fachleute wegen oft fehlender Ermittlungsansätze nur schwer aufzuklären. Schlie brachte diesen Umstand auf die Formel: „Nehmen die Diebstähle zu, kommt die Gesamtaufklärungsquote ins Rutschen.“ Hohe Aufklärungsquoten von 75 Prozent aufwärts bis fast 90 Prozent gibt es bei den Straftaten gegen das Leben und gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie bei den Rohheitsdelikten.
Schleswig-Holstein – ein insgesamt sicheres Land

Schleswig-Holstein war nach Aussage des Ministers im vergangen Jahr ein insgesamt sicheres Land. Auf 100.000 Einwohner fielen statistisch 7.751 Straftaten. „Das ist die niedrigste Häufigkeitszahl der letzten zehn Jahre“, sagte Schlie. Diese Zahl gibt an, wie stark die Bevölkerung eines Landes mit Kriminalität belastet ist. Ältere Menschen und Frauen haben laut Kriminalstatistik kein allgemein höheres Risiko, Opfer einer Straftat zu werden. Deutlich gefährdeter sind junge Leute. Sie werden häufig Opfer bei Schlägereien mit Gleichaltrigen.
Bekämpfung der Jugendkriminalität bleibt ein Schwerpunkt

Ein Viertel aller Tatverdächtigen (26,1 Prozent) ist jünger als 21 Jahre. Rund 19.700 Personen aus dieser Altersgruppe fielen der Polizei im vergangenen Jahr auf. Das ist ein Tiefststand im 10-Jahresvergleich. Von den aufgeklärten Straftaten gehen jedoch 55 Prozent der Raubdelikte, 70 Prozent der Raubüberfälle in der Öffentlichkeit und nahezu jede zweite Sachbeschädigung sowie gefährliche und schwere Körperverletzung auf der Straße auf das „Konto“ dieser jungen Tatverdächtigen. Allerdings stellte die Polizei 2011 auch fest, dass die Fallzahlen bei den vorwiegend von jungen Leuten begangenen Körperverletzungen und Sachbeschädigungen um 4,1 Prozent (Körperverletzung) und 4,5 Prozent (Sachbeschädigung) zurückgegangen sind. „Die Bekämpfung der Jugendkriminalität bleibt weiterhin ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit“, sagte Schlie. Das gelte in besonderem Maße für junge Intensivtäter.
Jugend Taskforce: Keine neuen Theorien, sondern praktisches Handeln

Mit einer Jugend Taskforce will die Landesregierung die Bekämpfung der Jugendkriminalität weiter verstärken. In allen elf Kreisen und in den vier kreisfreien Städten sollen Polizeibeamte, Staatsanwälte, Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe, der Jugendhilfe und der Schulen stärker miteinander zusammenarbeiten und gemeinsam Maßnahmen der Prävention und Intervention für die Region erarbeiten. Diese Konzepte müssen nach Auffassung des Ministers konkret auf die Probleme vor Ort zugeschnitten sein und schnell umgesetzt werden können.
Junge Mehrfachtäter stehen im Blickpunkt der Jugend Taskforce

„Wir brauchen keine neuen Theorien, sondern praktisches Handeln“, sagte Schlie. Die Jugend Taskforce sei ein wichtiges Instrument, um kriminelle Karrieren junger Menschen früh zu erkennen und zu beenden. Es gebe eine kleine, aber nicht zu unterschätzende Gruppe junger Menschen, die vor Ort bereits mehrfach polizeilich aufgefallen seien. Es sei eine Minderheit zwischen drei und sieben Prozent junger Straftäter, die allerdings für bis zu zwei Drittel der Straftaten in ihrer jeweiligen Altersgruppe verantwortlich seien. „Genau diese Jugendlichen stehen im Blick der neuen Jugend Taskforce“, sagte der Minister.
Fast jede zweite Straftat war ein Diebstahl – mehr Wohnungseinbrüche

Häufiger als in der jüngeren Vergangenheit musste die Polizei im letzten Jahr Diebstähle bearbeiten. Die Diebstahlskriminalität stieg um rund 3.200 Fälle (3,3 Prozent) auf insgesamt rund 98.200 Delikte, das ist fast die Hälfte aller Straftaten. Gestohlen wurde in erster Linie Bargeld und Goldschmuck, aber auch vermehrt Buntmetall sowie hochwertige Autos und Handys. Besonders auffällig sind die um acht Prozent gestiegenen Wohnungseinbrüche. 7.300 Mal wurden Fenster und Terrassentüren aufgehebelt, Türen aufgebrochen und Schlösser geknackt. Und fast immer stellte die Polizei fest: Haus und Wohnung waren nur unzureichend gesichert.
Eigentum besser sichern – Gezielte Streifen – Verdeckte Kontrollen

Schlie appellierte an die Bevölkerung, mehr für die Sicherheit des Eigentums zu tun. Wohnungseinbrüche seien ein Deliktsbereich, in dem jeder Einzelne einen entscheidenden Beitrag zur Prävention leisten könne. „Einbrecher geben in der Regel schnell auf oder versuchen es erst gar nicht, wenn sie merken, dass Haus und Wohnung gut gesichert sind“, sagte Schlie. Ein Drittel aller Einbrüche scheitere an Sicherheitsvorkehrungen. Die wenigsten Einbrecher seien Profis. Sie würden von deutlich erkennbaren Sicherungsmaßnahmen wie Zusatzschlössern oder Fenstergittern abgeschreckt. Oftmals würden schon einfache technische Sicherungsmaßnahmen ausreichen. Außerdem seien Wachsamkeit und Nachbarschaftshilfe wichtig. „Bei einer aufmerksamen Nachbarschaft haben Einbrecher, Diebe und Betrüger kaum eine Chance“, sagte der Minister. Wer Verdächtiges beobachte, solle jedoch nicht selbst einschreiten, sondern sofort die Polizei über 110 anrufen.

Die Polizei leiste selbstverständlich auch ihren Beitrag. Gezielte Streifen, verdeckte Kontrollen, systematische, auch länderübergreifende Auswertungen und Ermittlungen haben nach Aussage von Schlie im vergangenen Jahr erneut zu Erfolgen im Kampf gegen Wohnungseinbrüche geführt, beispielsweise in Flensburg und im Kreis Plön. Ausführliche Informationen über einen wirksamen Schutz vor Einbrechern gibt es auf der Internetseite www.polizei.schleswig-holstein.de