Politik & Wirtschaft

Lübeck-Bürgermeister-Wahl: Das Rennen um den Chef-Sessel ist noch gänzlich offen

BMKandidaten
Im Foto v.lks.: Bernd Saxe, Michael Koch, Susanne Hilbrecht, Gabriele Meißel und Dr. Raimund Mildner

von Wolfgang Freywald

Eine Frage steht offen im Raum: Wer wird ab 2006 Chef im Lübecker Rathaus? Zwei Wochen vor der Wahl des Bürgermeisters der Hansestadt ist das Rennen noch für keinen der Kandidaten gewonnen.

Amtsinhaber Bernd Saxe (51, SPD) muss seinen Stuhl am 4. September gegen vier Mitbewerber – zwei Frauen, zwei Männer – verteidigen. Drei davon rechnen sich selbst eine Chance auf eine Stichwahl, die am 18. September stattfinden würde, aus.

Für die beiden parteilosen Bewerber sieht es nicht so gut aus, kaum jemand räumt ihnen eine Chance ein, vom Wahlsieg erst gar nicht zu reden. Aber die Wähler haben letzendlich das Wort und nicht die Umfrageexperten…Der CDU-Kandidat Michael Koch kann Saxe aber ernsthaft Konkurrenz machen. Der 32-Jährige sprang Mitte Juni in die Bresche, als kurzfristig der eigentliche Bürgermeisterkandidat Wulf Brocke abgesetzt wurde, sich nach seinem Abgang bei der CDU aber noch als unabhängiger Kandidat empfahl. Zum Stichtag legte Brocke dann aber nicht die nötige Anzahl von Unterstützer-Unterschriften vor.

Koch ist Bankkaufmann und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Er war Kreisvorsitzender der Jungen Union und will neue Ideen einbringen: „Die Mehrheit der Lübecker Wahlberechtigten ist über 60 Jahre alt. Aber gerade die Älteren sind gewillt, einem jungen Menschen wir mir die Lösung drückender Zukunftsaufgaben wie den Abbau der Schulden (Lübecks Haushaltsrekorddefizit liegt bei mehr als 100 Millionen Euro) und der permanent hohen Arbeitslosigkeit (über 18 Prozent) anzuvertrauen.“

Koch will unter anderem die Entscheidungen der Verwaltung beschleunigen und eine bessere Kooperation mit den Nachbarkommunen herbeiführen.

Die dritte Kandidatin ist Susanne Hilbrecht (42). Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bürgerschaft verweist darauf, dass CDU und SPD in Lübeck für Fehlentwicklungen verantwortlich sind: „Saxe steht als Sozialdemokrat zwar an der Spitze der Verwaltung, doch die CDU mit ihrer absoluten Mehrheit gibt praktisch alle wichtigen Entscheidungen vor.

Hilbrecht ist studierte Volkswirtin und Geschäftsführerin eines mittelständischen Familienunternehmens. „Ich kann unter anderem in den von den Grünen besetzten Feldern Soziales, Frauen, Naturschutz und Verkehr punkten.“ Auch sie rechnet sich Chancen für eine Stichwahl aus.

Dr. Raimund Mildner (52) ist ein praxisnaher Macher, der die alten hanseatischen Tugenden neu beleben und den Standort Lübeck bis zum Ende der sechsjährigen Amtszeit wieder „führend in Norddeutschland“ machen will. Der diplomierte Volks- und Sozialwirt, der von der FDP und einem namhaften Lübecker Unternehmer unterstützt wird, sieht sich selbst als „Saxes härtester Rivale“. Ob so viel Selbstbewusstsein bei den Wählern ankommt – man muß abwarten.

Die diplomierte Verwaltungsfachwirtin Gabriele Meißel (50) will als unabhängige Kandidatin will sich für die Gemeinschaft einsetzen. „Wer bewusst durchs Leben geht, stößt immer wieder auf Situationen, die ihn nicht zufrieden stellen und die er gerne ändern möchte. Es hilft nichts, hier immer nur zu nörgeln oder darauf zu vertrauen, dass irgendjemand die Dinge irgendwann schon ins richtige Fahrwasser bringen wird. Öffentliche Ämter, wie das eines Bürgermeisters, bieten hier die Möglichkeit, sich für eine örtliche Gemeinschaft einzusetzen und Verhältnisse mitzugestalten, die jeden Einzelnen unmittelbar und täglich betreffen. Ich habe mich seit langer Zeit neben meinem Berufsalltag permanent aus Interesse mit Kommunalpolitik beschäftigt. Das Amt der Bürgermeisterin bietet mir die Möglichkeit, diese Erfahrung einzubringen und meiner Heimatstadt etwas von dem zurückzugeben, was sie mir an heimatlicher Geborgenheit geschenkt hat.“

In 14 Tagen nun sind die Wähler am Zug. Sie werden entscheiden, ob eine neuer Chef oder Chefin in die Verwaltung einziehen oder der alte bleiben wird.